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Airbus-Beschäftigte demonstrieren gegen Leiharbeit

Die Geschäftslage bei Airbus ist gut. Auch am Standort Hamburg. Trotzdem setzt der Konzern vor allem auf Leiharbeiter und Werksverträge. Und spart damit Geld auf Kosten der Arbeitnehmer ein. Die wehren sich jetzt gemeinsam mit der IG Metall. Die Konzernleitung von Airbus setzt immer mehr Leiharbeiter ein, um die Personalkosten zu senken. Dagegen haben rund 800 Mitarbeiter von Airbus und Airbus-Zulieferern in Hamburg demonstriert. Sie wollen eine Begrenzung der Leiharbeit. „Die Arbeitgeber wollen über die Leiharbeit eine neue Billiglohnlinie durchsetzen“, sagte der Zweite Vorsitzender der IG Metall Detlef Wetzel auf der Kundgebung in der Hansestadt. Er forderte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen deshalb auf, die EU-Leiharbeitsrichtlinie umzusetzen: „Damit kommen wir gleichem Lohn für gleiche Arbeit ein Stück näher. Leiharbeitnehmer haben genauso ein Recht auf ein gutes Leben wie jeder andere auch.“ Besonders betroffen sei die junge Generation, die durch die Leiharbeit in Perspektivlosigkeit rutsche. „Für die Politik ist es höchste Zeit zu handeln. Wir brauchen mehr Sicherheit durch reguläre Jobs“, forderte Wetzel.

Gute Auftragslage, weniger gute Personalpolitik
Die aktuelle Auftragslage bei Airbus ist gut und die Zukunftsaussichten hervorragend. Die Mitarbeiter sollen daran aber keinen Anteil bekommen. Denn der Konzern setzt verstärkt auf Leiharbeit. Und damit auf geringere Bezahlen, die Möglichkeit, Mitarbeitern schnell kündigen zu können und die Belegschaft zu spalten. „Das ist mit Auftragsschwankungen nicht zu rechtfertigen. Wir werden jetzt noch stärker darauf drängen, dass mehr Kolleginnen und Kollegen einen festen Vertrag bekommen“, erklärte die Jutta Blankau, IG Metall-Bezirksleiterin Küste. Durch die Stärke der IG Metall sei bei Airbus der Grundsatz „Gleiche Arbeit – gleiches Geld“ durchgesetzt worden. „Wir befürchten aber, dass dieser durch die Ausweitung von Werkverträgen immer häufiger umgangen wird“, so Blankau. Die große Beteiligung von Leiharbeitern an der Kundgebung wertet sie als eindeutiges Zeichen: „Bei ihnen wächst der Unmut. Nach teilweise sieben oder acht Jahren in der Leiharbeit fordern sie von ihrem Arbeitgeber eine sichere Perspektive.“

Bis zu 50 Prozent Leiharbeiter
Der Vorsitzende des Airbus-Gesamtbetriebsrats Johann Dahnken, bewertet die Situation entsprechend kritisch: “ In einigen Bereichen des Unternehmens liegt der Anteil der Leiharbeit bei 30, 40 oder sogar 50 Prozent. Das ist wirtschaftlich nicht zu verantworten.“ Zwar wolle das Unternehmen nun rund 700 Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernehmen, das reiche aber nicht aus, um Qualität und Termintreue zu sichern. Durch die Auslagerung von Gewerken und Dezentralisierung entstünden zu viele Schnittstellen und das bestehende Firmennetzwerk wird aufgelöst. Der erhöhte Abstimmungsbedarf berge zudem die Gefahr von Missverständnissen.
Airbus beschäftigt in Deutschland rund 21 000 Mitarbeiter, davon sind 4800 Leiharbeiter. Laut Geschäftsleitung soll der hohe Anteil an Leiharbeitern dazu dienen, „bei geringer Nachfrage das Personal flexibel anpassen zu können“. Sprich, die Leute mögliuchst unkompliziert vor die Tür setzen zu können.

Radikale Einsparungen durch „Power 8“
Nachdem Airbus 2006 mit großen Problemen bei Produktion und Absatz des A380 hatte, wurde das Sanierungsprogramm „Power 8“ verabschiedet. Personalabbau, Kostenreduzierung und Outsourcing waren die Folge. Ab diesem Jahr sollen so rund 2,1 Milliarden Euro eingespart werden. Jutta Blankau kritisiert die Konzernleitung: „Der sozialpartnerschaftliche Geist geht verloren. Airbus-Chef Tom Enders empfindet es als Belastung, sich mit Arbeitnehmern auseinanderzusetzen.“

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