Written by 15:36 HABERLER

Bestechung oder Begrüßung?

Şilan Küçük

 

Das Studium hat begonnen. Es steht einiges an; Ersti-Partys, um neue Freundschaften zu knüpfen, Ikea-Einkäufe, die Wohnung muss eingerichtet werden – ABER: Rathausgänge seien bei der frisch erlangten Freiheit vergeudete Zeit. Den Gang zum Einwohnermeldeamt scheuen die meisten Studenten und melden sich nicht um.

Aufgrund des Länderfinanzausgleichs jedoch entgeht den einzelnen Städten und Kommunen viel Geld. Also haben sie vor ein paar Jahren das studentische Begrüßungsgeld erfunden: Wer sich anmeldet, bekommt einen Bonus. Einige Städte hoffen offenbar, dass das Begrüßungsgeld Studenten anlocken wird, die sonst gar nicht in diese Stadt gekommen wären.

Es fällt auf, dass der Süden sich eher zurückhält. Wenn dort was verschenkt wird, sind es eher Gutscheine für die Busse oder das Hallenbad. 500 Euro jedoch, so viel auf einmal wie nirgends sonst, bekommen Studierende der Fachhochschule Furtwangen, die nach Gütenbach ziehen, sieben Kilometer entfernt.

Auch die Hauptstadt leidet in jeder Hinsicht unter dem Verlust an Einwohnern, die ihr der jüngste Zensus beschert hat. Auch die Landespolitiker in Berlin diskutieren offen, wie man die Statistik aufpolieren kann. Im Zentrum der Überlegungen steht ein Begrüßungsgeld für Studierende. Bisher erhielten diese 50 Euro, wenn sie ihren Hauptwohnsitz in Deutschlands größter Stadt anmeldeten. Bald könnte es ein Vielfaches mehr werden. Offiziell heißt es dazu, entschieden sei noch nichts und das Begrüßungsgeld kann auf 300 Euro erhöht werden.

Politiker der SPD und CDU versuchen kurz vor den Wahlen eine indirekte Propaganda für ihre Parteien zu machen. Der SPD-Fraktionsvize im Abgeordnetenhaus Jörg Stroedter ließ sich mit den Worten zitieren: „Viele Studenten aus anderen Bundesländern, die bei uns studieren, haben jedoch nicht ihren ersten Wohnsitz in Berlin. Dafür wollen wir jetzt einen finanziellen Anreiz schaffen.“

So viel Geld ist aber auch ein Signal für alle Studenten: Achtung, da kommt nach den Ersti-Partys nicht mehr besonders viel.

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