Written by 13:41 HABERLER

Die Kritik an G8 nimmt von Zeit zu Zeit zu!

Die Wirtschaft warnt, doch die Schulen kehren zu neun Jahren Abitur trotzdem zurück. Denn vier von fünf Eltern sind gegen die achtjährige Gymnasialzeit.

Wie in Hessen und Bayern, wo Landtagswahlen stattfinden beziehungsweise stattgefunden haben, sind einige Bundesländer deshalb zurückgerudert. In Hessen gibt es nun beim Abitur die Wahlfreiheit zu Schuljahresbeginn. Es sind 39 von 107 Gymnasien zu G9 zurückkehrt. Die bayerische Regierung hat ein freiwilliges zusätzliches Jahr in der Oberstufe in Aussicht gestellt. In Baden-Württemberg proben 44 Modellschulen G9. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein dürfen Gymnasien wieder das Abitur nach neun Jahren anbieten; allerdings machen das nur wenige. In Niedersachsen könnten die Gymnasiasten ebenfalls bald die Wahl haben.

Der Widerstand gegen das verkürzte Abitur, auch G8 genannt, steigt immer mehr. Der Bielefelder Schulforscher Klaus-Jürgen Tillmann machte letztes Jahr eine deutschlandweite Umfrage bezüglich G8 und G9. Knapp 79 Prozent der Eltern würden für ihr Kind das neunjährige Gymnasium wählen. „Es ist schon eine Besonderheit, dass eine von fast allen Kultusministern eingeführte Reform auf so einhelligen Widerstand stößt“, sagt Tillmann.

Ein Jahr vor dem Abitur und in der elften Klasse 38 Unterrichtsstunden die Woche, klagen die Schüler. Den Schülern eines Berliner Gymnasiums ist das zu viel und eine Auszeit nach dem Abitur ist für viele selbstverständlich.

Rückkehr zu G9 doch die Wirtschaft stellt sich quer

Viele befürworten nach den negativen Erfahrungen und Berichten die Rückkehr zu G9, selbst diejenigen die Mal für G8 waren. Doch die Wirtschaft hält bei aller Kritik an G8 fest. Die Wirtschaft ist der Meinung, dass Deutschland die ältesten Schüler, die ältesten Studierenden und die jüngsten Rentner hätte. Wichtig wäre es, jüngere Mitarbeiter zu haben. Schließlich müssen die Deutschen ihr Rentensystem finanzieren und deswegen ist es von Vorteil, wenn sie ein Jahr länger arbeiten. Ein Jahr früher in das Berufsleben einzusteigen, als noch später in Rente zu gehen, meint zum Beispiel das Institut der deutschen Wirtschaft.

Früherer Berufseinstieg bringt Milliarden

Eine Rechnung zeigt auf, dass ein um ein Jahr früherer Berufseinstieg jedem Akademiker einen finanziellen Vorteil von 54000 Euro bringt. Das macht ein 30 Milliarden Euro Wertschöpfungsgewinn für die Volkswirtschaft bei derzeit 500000 Studienanfängern.  Allerdings ist noch unklar, ob nicht viel mehr G8- als G9-Abiturienten nach dem Studium eine Auszeit nehmen.

Donate Kluxen-Pyta, von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, sagt, dass viele Arbeitgeber mit G9 unzufrieden sind und fügt hinzu: „Sie machten die Erfahrung, dass Schulabgänger nur einen geringen Teil des Stoffs beherrschten und ihr Wissen nicht anwenden konnten. Mit G8 habe sich die Hoffnung auf eine große pädagogische Reform des Lehrens und Lernens verbunden. Denn Schüler sollten lieber weniger, aber dafür ordentlich lernen, der Unterricht sollte kompetenzorientiert sein. Man sollte zum Beispiel Prozentrechnung in der Schule nicht nur gehabt haben, sondern auch damit umgehen können.“ Doch die Kritik der Schülerinnen und Schüler nimmt bei dieser Argumentation den Lauf. Denn ein effizientes Abitur in acht Jahren machen zu können, hat das Bildungssystem keine pädagogische Reform des Lehrens und Lernens durchgeführt oder eingesetzt. Es wird wie gehandhabt der gleiche Unterricht mit den gleichen Lehrern und unter denselben Umständen der Schule durchgeführt. Auch wenn alles den Normen entsprechen würde, sagen die Schüler, „wir sind Menschen, die Bedürfnisse und Interessen ausserhalb der Schule haben. Wenn uns das Bildungssystem nicht individuell fördert, dann haben wir beziehungsweise wollen wir uns individuell fördern. Das Kultusministerium hatte mit der Einführung des G8 nichts anderes beabsichtigt, als der Wirtschaft entgegen zu kommen. Sind die 30 Milliarden Euro kein wichtiger Beleg dafür?“

 

Silan Kücük

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