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Gedenken an die Führer der 68`er Bewegung

Die Gedenkfeiern an die revolutionären Führer der Stundenten- und Jugendbewegung in der Türkei und die Gründer der „Volksbefreiungsarmee der Türkei” (THKO) standen in diesem Jahr unter einem besonderen Vorzeichen. Denn just am Tag der traditionellen Gedenkfeier, die jedes Jahr am 6. Mai an der Grabstätte in Ankara stattfindet, wurde ihr damaliger Rechtsanwalt Halit Celenk beigesetzt. Die Nachricht vom Tod Celenks hatte sich am Tag zuvor wie ein Lauffeuer durchs Land verbreitet. Das Begräbnis des 90jährigen Rechtsanwalts wurde mit der Gedenkfeier zusammengelegt. An der Beisetzung nahmen mehrere Tausend Menschen teil. Celenk hatte sich nicht nur als mutiger und unermüdlicher Verteidiger von Deniz Gezmis und seinen Mitkämpfern einen Namen gemacht, sondern auch als Kämpfer für Demokratie und Sozialismus.

Die 68`er Bewegung in der Türkei

Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan gehörten zu den wichtigsten Führern der 68`er Bewegung in der Türkei. Sie hatten ab Mitte der 1960`er Jahre in der „Türkischen Arbeiterpartei“ (TIP) politische Arbeit geleistet und sich durch militante Aktionen insbesondere gegen die in der Türkei stationierten US-Streitkräfte hervorgetan. Die Jugendlichen und Studenten protestierten zu diesem Zeitpunkt in vielen Ländern gegen die etablierten Institutionen und Herrschaftsformen. Obwohl die Bewegungen durch die nationalen Kontextbedingungen geprägt waren, waren sie von den internationalen Entwicklungen und Ereignissen höchst beeinflusst, die in der Formierung und Entwicklung der 68er Bewegungen eine außerordentliche Rolle spielten. In der Türkei gründeten Gezmis und seine Genossen 1970 die THKO. Deniz Gezmis war ein charismatischer Studentenführer, der ohne Angst und Scheu die Führung der Bewegung in die Hand nahm und den nationalen und internationalen Feind klar definierte. Das Ziel des von ihnen aufgenommenen bewaffneten Kampfes war die Gründung einer demokratischen und unabhängigen Türkei. Gezmiş wollte mit seiner THKO eine Türkei frei vom ausländischen imperialistischen Einfluss errichten. Er war Kommunist, befürwortete den Austritt der Türkei aus der NATO, kämpfte für eine Bodenreform und kulturelle Rechte für die Minderheiten in der Türkei. Seine Ziele formulierte er so: „Amerika und alle äußeren Feinde liquidieren, mit Verrätern kurzen Prozess machen und eine Türkei aufbauen, die vollkommen unabhängig und von ihren Feinden gesäubert ist.“ Die bewaffneten Stadt-Guerillaaktivitäten der THKO konnten sich nur achtzehn Monate halten. Die besten Kader der Bewegung ließen in dieser Periode ihr Leben. Deniz Gezmis und seine Genossen wurden nach einem bewaffneten Gefecht durch die Gendarmerie festgenommen. Das war wenige Tage nach dem Militärputsch vom 12. März 1971. Gezmis und seine Mitkämpfer wurden vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor, „den strafbaren Versuch unternommen zu haben, mit Gewalt die Verfassung der Türkischen Republik ganz oder teilweise zu ändern“ und forderte für Deniz Gezmis und 16 weitere Mitangeklagten die Todesstrafe. Das Gericht sprach sie schuldig und verurteilte Deniz Gezmiş, Hüseyin İnan und Yusuf Aslan, die vermeintlichen Rädelsführer zu Tode. Sie wurden am 6. Mai 1972 hingerichtet.

Wenige Minuten vor ihrer Hinrichtung bekannten sie sich als Kommunisten zu den Idealen des Marxismus-Leninismus. Knapp vier Jahrzehnte später werden sie heute als Helden verehrt. Viele linke Parteien und Gruppen berufen sich heute auf Deniz Gezmiş und seinen Kampf. Die meisten türkischen sozialistischen und marxistischen Organisationen seit den 70er Jahren entstammten selbst diesem studentischen Milieu der 68er Bewegung.

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