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Kony 2012-Was steckt wirklich dahinter?

Ezgi Güyildar

Kony 2012 ist der Name einer Kampagne der Organisation Invisible Children Inc aus den USA mit dem Ziel, die Bekanntmachung und Festnahme des ugandischen Rebellenführers Joseph Kony zu erreichen. Dafür wurde Anfang März ein Video des Regisseurs Jason Russell auf verschiedenen Videoportalen veröffentlicht, welches sich sehr schnell auf sozialen Medienportalen verbreitete. Der halbstündige Clip soll das Bewusstsein über den vom Internationalen Strafgerichtshofs gesuchten Rebellenführer schärfen – und dazu beitragen, dass Kony bekannt wird und noch vor Jahresende gefasst wird.

Jason Russell und sein kleiner Sohn spielen hierin die Hauptrollen. Der Zuschauer erlebt die Situation in Uganda anhand von Dialogen zwischen Vater und Sohn, bei denen Russell dem Kind erklärt, dass Joseph Kony böse sei und gestoppt werden müsse. Erzählt wird von Kindern, die in Uganda entführt werden, um der LRA als Soldaten zu dienen. Durch die Einbringung des ugandischen Kindes Jacob, der selber Kindersoldat der LRA war und den der Filmemacher 2003 in Uganda getroffen und interviewt hat, werden die Zuschauer auf eine sehr emotionale Art und Weise angesprochen. Der Film fordert den Zuschauer auf, selber aktiv zu werden und sich an der Kampagne zu beteiligen. Sie sollen das „Action Kit“  für 30 Dollar bestellen, die Organisation finanziell unterstützen, das Aktionsmaterial verbreiten, sich der Kampagne bei Facebook anschließen und den Film über soziale Netze und Blogs noch bekannter machen. Weiterhin wird in dem Film erzählt, dass eine Stationierung von 100 US-Soldaten als „Berater“ in Uganda durch den US Präsidenten Barack Obama erreicht werden konnte, diese aber dieses Jahr abgezogen werden, falls keine „wirtschaftlichen oder politischen Interessen“ im Vordergrund stehen. Dabei werden Interviews von verschiedenen Politikern und Prominenten gemacht, die diese Kampagne unterstützen. Unter anderem bittet in dem Video der amerikanische Senator Jim Inhofe um Hilfe, diese Kampagne zu unterstützen, da diese sonst keine anderen US-Soldaten hinschicken können und ihre Truppen abziehen müssen. Der konservative Republikaner hatte in den 90`ern Aufsehen erregt, nachdem er öffentlich dementierte, die globale Erwärmung sowie die Vorhersagen über das Ozonloch seien nur Erfindungen.

Militärische Intervention durch emotionale Manipulation

Die Kampagne setzt sich für ein militärisches Eingreifen in Uganda ein und unterstützt die ugandische Regierung und das dortige Militär. In Uganda sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Die Regierung versorgt die Bevölkerung weder mit sozialen, noch mit medizinischen Leistungen, Armut bestimmt den Alltag. Die heutige Lebenssituation der Menschen in Uganda kommt in dem Kurzfilm nicht vor. Stattdessen reflektiert die Kampagne auf Ereignisse, die viele Jahre zurückliegen, während es ihre Initiatoren als Erfolg feiern, dass die US-Regierung im Oktober letzten Jahres 100 bewaffnete Militärberater nach Uganda entsendet hat. Experten zufolge hält sich Kony seit 2006 nicht einmal mehr in Uganda auf. Viele Beobachter vor Ort gehen sogar davon aus, dass er bereits lange tot ist. Damals hat es niemanden interessiert, dass Joseph Kony in Uganda bis zu 60.000 Kinder entführte und rund zwei Millionen Menschen vertrieb.

Diese emotional geführte Medienkampagne erreicht die Zuschauer persönlich.Um den Kindern in Uganda zu helfen, müsse die US-Armee dort eingreifen und weitere Berater schicken, um bei der Verhaftung zu helfen. So hat übrigens auch der Vietnamkrieg angefangen, in dem man die US-Soldaten, die man nach Saigon schickte, nur „Berater“ nannte.

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