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Neue Studie, altes Ergebnis

 EYLEM ŞİRİN

Es gibt viele verschiedene Studien, um einen Schulleistungsvergleich aufzustellen. Pisa und Iglu sind wohl für viele ein Begriff. Bei diesen internationalen Studien hat Deutschland bisher immer kläglich versagt, dafür dass es eines der wohl mächtigsten Länder ist. Ganz neu ist der rein innerdeutsche Grundschulleis-tungsvergleich, der kürzlich von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlicht wurde. Bei dieser Studie sollen die Leistungen der Schüler der vierten Klasse, aus allen Bundesländern Deutschlands verglichen werden.
Wie bei vergleichbaren Studien schnitten die Grundschulen Süddeutschlands, insbesondere Bayern, am besten ab. Sie führen seit Jahren die Liste mit den leistungsstärksten Schülern an. Es folgt ein breites Mittelfeld mit nur kleinen Punktunterschieden, doch den Schluss bilden die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, in denen es erhebliche Probleme in allen Bereichen geben soll.
Doch worauf werden die Grundschüler getestet? Der Grundschulleistungsver-gleich beinhaltet drei Bereiche: Lesen, Mathematik und Zuhören. Hierzu wurden rund 30 000 Viertklässler an 1300 Grund- und Förderschulen getestet. Die Testaufgaben wurden allein nach den, von den Kultusministern verabredeten neuen bundesweiten Bildungsstandards, gerichtet. Sie stellen ungefähre Richtlinien dar, was das Können der Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe betrifft.
Doch nicht alle sind von dem Grundschulleistungsvergleich überzeugt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt den Vergleich aller Bundesländer in Frage. Marianne Demmer, Vizevorsitzende der GEW dazu: „Es sind immer die gleichen Länder an der Spitze und die gleichen am Ende. Warum das so ist, ist auch zehn Jahre nach der ersten Pisa-Studie ein Buch mit sieben Siegeln. Und wie es zu ändern wäre, ist gänzlich unerforscht.“ Stattdessen fordert Demmer „neue Akzente in der Bildungsforschung“. Es sei sinnvoller wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Regionen miteinander zu vergleichen, anstatt alle miteinander.
Doch woher kommt es, dass große Stadtstaaten wie Berlin oder Hamburg am schlechtesten abschneiden? Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bundesländern meinen: „Je niedriger der soziale Status der Eltern, desto schwächer ausgeprägt sind die Kompetenzen der Kinder“. Die KMK berichtet: „Die Leistungsrückstände von Kindern aus Zuwanderungsfamilien lassen sich zu einem großen Teil auf den sozialen Status, das Bildungsniveau der Eltern und die Häufigkeit, mit der in der Familie Deutsch gesprochen wird, zurückführen.“
In allen Bundesländern hängt der Erfolg der Kinder mit der sozialen Herkunft zusammen. Ein Akademiker-Kind hat somit mehr Chancen und ist erfolgreicher als ein Arbeiterkind. Auf Schuljahre umgerechnet sind sie ihnen im Schnitt 1,5 Schuljahre voraus.
Länder müssen Förderung von Migrantenkindern mit Nachdruck umsetzen
Staatsministerin Maria Böhmer sieht den diesjährigen Grundschulleistungs-vergleich als Warnsignal. Sie fordert, dass Länder besonders die Förderung von Migrantenkindern mit Nachdruck umsetzen müssen, denn Kinder aus Zuwandererfamilien wären nach wie vor benachteiligt. Der Bildungserfolg sei immer noch in erheblichem Maße von der Herkunft abhängig. Länder, die viel Wert darauf legen, Migrantenkinder individuell zu fördern, schneiden demnach auch besser in der diesjährigen Rangliste ab.
Die Ergebnisse der Studie sind nicht wirklich überraschend, was daraus folgen wird, um die Lage zu verbessern, dürfte deutlich interessanter für die Schüler sein. Es können noch viele verschiedene Studien mit den verschiedensten Testkriterien folgen, solange sich im Bildungssystem nichts im Sinne der Schüler ändert, werden die Ergebnisse erschreckend bleiben.

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