Written by 12:11 HABERLER

So nicht VRR!

 

Schon seit dem Sommer 2013 will der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) die Preise für das Semesterticket erhöhen und die ASten in NRW stellten sich dagegen quer.
Viele Studierende sind auf das Semesterticket angewiesen, vor allem in NRW, wo es viele Pendlerstudis gibt. Jedes Semester werden als Mobilitätsbeitrag ca. 145 Euro fällig. Wenn man diesen Preis mit frei verkäuflichen Monatskarten vergleicht, ist das ziemlich günstig. Im Sommer 2013 hatte der VRR angekündigt, dass eine Preiserhöhung ansteht. Deshalb läuft seit eineinhalb Jahren die Debatte um das Semesterticket. Es wurde eine Kommission verschiedener ASten gebildet. Diese hatte das Ziel mit dem Verkehrsunternehmen zu verhandeln. Mehrmals haben sich beide Seiten an den Tisch gesetzt, doch jedes Mal erfolglos. Somit hatte der VRR Anfang September den ASten die Semesterticket-Verträge gekündigt und anschließend einen neuen, bis zum Jahr 2019 um 50 Prozent teureren Vertrag vorgelegt. Unterschreiben die ASten den teureren Vertrag nicht, müssten zum Wintersemester 2015/2016 etwa 214.000 Studierenden ohne Semesterticket zu den Universitäten kommen. Der VRR hielt im Vertrag fest, dass das Semesterticket einmalig zum Wintersemester 2015/2016 um zwei Euro und ab dem Sommersemester 2016 pro Jahr bis 2020 um 45 Cent pro Monat steigen soll. Dieser Aufschlag gilt nur für das Semesterticket für Studierende. Dazu kommen noch die regulären Tariferhöhungen pro Jahr für alle Tickets im Verbund.
Der Mobilitätsreferent Marcus Lamprecht der Universität Duisburg-Essen sagte: „Wir müssen der sozialen Lage unserer Studierenden Rechnung tragen, haben aber als Zeichen guten Willens das Angebot so gestaltet, dass es dem VRR deutlich entgegenkommt.“ Aus diesem Grund wurden im neuen Vorschlag auch auf Erhöhungen zugestimmt. Das Angebot, von dem Lamprecht gesprochen hat, wurde von 16 Hochschulen aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet gemeinsam erarbeitet. Die Studierendenvertretungen wollten dadurch auf die Forderungen des VRR entgegenwirken. Das Gegenangebot der Studierendenvertretungen ist, eine Erhöhung um die Hälfte des vom VRR verlangten Preises durchzusetzen. Der AStA der Universität Duisburg-Essen hat in einer offiziellen Pressemitteilung vom 3. Februar die tatsächlichen Zahlen, die vom VRR verlangt werden, dargestellt: „Der VRR sieht eine Preiserhöhung von 12 Euro zum Wintersemester 2015/16 vor. Der Vorschlag der ASten reduziert diese auf 6 Euro und lässt sie zum Sommersemester 2016 einsetzen. In den folgenden Sommersemestern sieht der VRR Erhöhungen von jeweils 2,70 Euro (zusätzlich zu der regulären Preiserhöhung) vor. Im Gegenvorschlag wurde diese außerplanmäßige Erhöhung auf 1,50 Euro gesenkt.“ Innerhalb wenigen Stunden wurde das Angebot abgelehnt und in der WAZ öffentlich bekannt gegeben. Der AStA der Uni Duisburg-Essen wurde über den Ablehnungsbeschluss erst am nächsten Tag kontaktiert.

Kritische Infoveranstaltung an der Uni mit VRR-Vorsitzenden
Diesbezüglich hat der AStA Duisburg-Essen am 6. Februar eine kritische Informationsveranstaltung zum Semesterticket durchgeführt. Etwa 1000 Studierende haben an der Veranstaltung teilgenommen. Eingeladen war José-Luis Castrillo, Vorstand des VRR. Für Castrillo sind die Verhandlungen beendet, ohne erneut mit der Studierendenvertretung an einem Tisch gesessen zu haben. Denn verhandelt werde von Seiten des VRR nicht mehr. Um ihre Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, übergaben Studierendenvertreter das Angebot, das er schon nach kurzer Zeit abgelehnt hatte: „Wir führen zurzeit keine Verhandlungsgespräche, das ist eine Desinformation. Wir machen ausschließlich Informationsgespräche und versuchen für das neue Angebot des VRR zu werben.“
Das arrogant herablassende Verhalten vom VRR-Vorstand Castrillo und die mangelnde Verhandlungsbereitschaft führten dazu, dass Studierende den Vorlesungssaal vorzeitig verließen. Schließlich seien sie nicht hergekommen, um eine Marketingvorlesung zu hören.
Viele Studierende waren nach der Informationsveranstaltung frustriert. Von vielen Studierenden kamen auch die Vorschläge wie erneute Straßendemonstrationen.

Wuppertal kehrt den Rücken
Obwohl sich im vergangenen Jahr die nordrhein-westfälischen ASten zusammenschlossen, um mit der gemeinsamen Kampagne „So nicht, VRR!“ gegen die immensen Preisforderungen zu protestieren, hat der AStA der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) der Kampagne nun den Rücken gekehrt und den neuen Vertrag des VRR unterschrieben.
Marcus Lamprecht findet die Entscheidung Wuppertals skandalös und sagt: „Das ist eine totale Entsolidarisierung.“
Außerdem hat der AStA der BUW auch noch eine Klausel mit dem VRR in den Vertrag mit eingebracht, die sich auf die nachträglichen Verbesserungen und Erfolge der anderen ASten beziehen. Wenn die landesweiten ASten mit ihrer Kampagne erfolgreich werden und ihre Rechte durch die Kampagne erstreiten, dann sollen diese auch für die BUWler gelten. Der AStA hat damit gar kein Risiko, aus den Verhandlungen auszusteigen, weil ja andere für sie kämpfen sollen. Dem AStA ist es dabei herzlich egal, dass er die Verhandlungsposition der anderen ASten sprengt.
Der AStA Duisburg-Essen sieht die Verhandlungsposition der ASten für die Zukunft weiter optimistisch und die Kampagne sei nicht maßgeblich gefährdet. „Alle ASten wollen das Ticket. Wofür braucht man überhaupt eine Studierendenvertretung, die einer solchen Preiserhöhung einfach zustimmt und gar nicht erst verhandelt?“, sagt Felix Lütke, AStA-Vorsitzender der UDE.

Silan Kücük

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