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Wie verbringe ich meinen Urlaub?

Cigdem Ronaesin

Die schönste Zeit des Jahres ist sowohl für den Arbeiter, als auch für den Schüler, Studierenden und die Hausfrau der Sommer und die damit verbundenen Sommerferien. Denn Sommerzeit ist Urlaubszeit. Wenn da nicht das Geld eine wichtige Rolle spielen würde, wäre es mit Sicherheit viel schöner und stressfreier. Wo soll es hingehen? Wenn wir doch zu Hause bleiben, was unternehmen wir mit den Kindern, ohne sehr viel Geld auszugeben? Die Verwandten in der Türkei erwarten uns, aber woher sollen wir das Geld für die vielen Geschenke nehmen? Muss erst in den Semesterferien jobben, um erst gegen Ende Urlaub machen zu können. Diese und andere Gedanken sind die, die den Kopf eines Urlaubers beschäftigen und seine Entscheidung in Sachen Urlaubsort, -dauer und die Art und Weise des Urlaubs beeinflussen. Die Reisebranche, die das nicht unentdeckt ließ, hat sich diese Situation zu Nutze gemacht und entwickelte in den letzten Jahren viele Alternativen, günstig zu reisen. Heute gibt es Pauschalreisen, Blind-Booking, Interrail, Couchsurfing, Au pair, Work and Travel, Sprachreisen und viele mehr…
Für 6 Wochen, ein reiches Leben
„Ich erinnere mich noch, wie mein Onkel mit seiner Familie aus Deutschland in die Türkei kam. Da haben wir noch in der Türkei gelebt und erwarteten die Geschenke, die er uns mitbrachte.“, erzählt die nun 23-jährige, „Die müssen ein tolles Leben führen, dachte ich mir immer in der Türkei. Die konnten sich kaufen, was die wollten und brachten ganz viele Geschenke mit.“ Dass die Realität ganz anders aussieht, weiß jeder hier lebende Arbeiter. Die Menschen sparen ein Jahr lang und kaufen bei Sonderangeboten viele Kleinigkeiten, um in der Türkei nicht als Geizhälse zu gelten. Natürlich sieht die Situation heute anders aus, als vor 10 Jahren. Heute wissen die Menschen in der Türkei auch, dass hier nicht Geld an Bäumen wächst. Aber dennoch setzen sich die meisten unter Druck, wenn sie in die Türkei zu der Familie fliegen. Generell kann man dann nicht vom Urlaub reden, da es nur ein ständiges Hin und Her von dem einen Verwandten zum nächsten ist. Und wehe dem, dessen Familie im ganzen Land verteilt ist. So darf er auch seinen Urlaub im Bus verbringen. „Ich kann seit fünf Jahren nicht in die Türkei zu meiner Familie, weil ich mir das nicht leisten kann. Dieses Jahr haben meine Eltern unsere Flugtickets gekauft, sonst hätten wir uns wieder nicht gesehen. Aber ein paar Kleinigkeiten, wenigstens für die Kinder, muss ich trotzdem mitnehmen.“, sagt eine Arbeiterin aus Bandirma. Auch wenn es sich vieles verändert hat, ist diese Art von Urlaub mit viel Stress und Druck verbunden.
Neue Welle unter den Urlaubern
Wie schon erwähnt, gibt es immer mehr Möglichkeiten, seinen Urlaub zu planen. Die günstigste Art ist wahrscheinlich das Work-and-Travel-Programm, welches viele Abiturienten nach ihrem Abitur nutzen, um die Zeit bis zu ihrem Studium zu überbrücken. Nicht für jedermann- wohl gemerkt. Erstens sollte man die Sprache des Landes sprechen können, um dort tatsächlich eine Arbeit zu finden und zweitens sollte man sich trauen können, in einem fremden Land ganz alleine zu reisen. Schöne Erfahrung, aber dennoch mit Grenzen für viele. Das Programm sieht vor, dass du in einem fremden Land arbeitest und gleichzeitig reist. Es sind Jobs, wo du wirklich wenig verdienst bzw. deine Unterkunft bekommst. Man muss Früchte pflücken, Kellnern, Babysitten etc. „Ich habe so viele Menschen auf der Reise kennen gelernt und die aber nie wieder gesehen.“, erklärt eine Studentin, die nach ihrem Abitur in Australien war. Sie erzählt weiter, dass sie über 3000 € vorher sparen musste und den Rest dort verdient hat. 3000 € ist für einen Schüler nicht wenig Geld, wenn man grad mal nicht reiche Eltern hat.


Couchsurfing

Auch Couchsurfing ist eine in den letzten Jahren verbreitete Art, Urlaub zu machen. Man meldet sich in einem Portal an und bietet seine Couch für Urlauber. Die Couchsurfer suchen sich dann einen Gastgeber aus und übernachten bei dem. Vorausgesetzt sie bieten auch ihre Couch an. Diese Art zu reisen, ist inzwischen weltweit verbreitet. „Ich muss sagen, dass ich Angst hatte, als ich in Paris einen Gastgeber finden wollte. Paris ist so groß und anonym, da weiß man nicht, was einen erwartet. Deshalb war ich anschließend in Bordeaux.“, erzählt eine Freundin, die immer noch in Frankreich ihr Auslandssemester macht. Mit etwas Glück kann man beim Couchsurfing die Stadt sehen, aber gebunden an die Gastgeber ist man trotzdem. Und mit etwas Angst ist die Reise doch verbunden – deshalb auch nicht für jedermann.


Geld regiert den Urlaub….

Egal, nach welchem Urlaub man sucht und was man bucht, alles ist mit dem Budget verbunden. Viele Jugendliche können sich keinen Urlaub leisten, weil sie schon Probleme haben, ihren Alltag zu finanzieren. Mit allem drum und dran muss man mindestens 1000 € in der Tasche haben, um für zwei Wochen wegzugehen. Ob bei der Familie in der Türkei oder im Hotel auf Mallorca. Es kommen immer Kosten auf einen zu. Leider nicht ganz so einfach, wenn man 1200€ im Monat verdient und davon noch leben muss. Und wenn man noch eine Familie hat, dann sieht es erst recht schwarz aus. Deshalb wird Urlaub sehr oft als Luxus gesehen, obwohl es gar nicht so ist. Denn jeder Mensch, der das ganze Jahr über arbeitet oder lernt, sollte sich paar Wochen im Jahr vom Alltagsstress befreien dürfen. Hast du genug Geld auf der Bank, sind dir die Türen der Welt geöffnet. Wenn du jedoch mit deinem Mindestlohn das Jahr verbringen musst, dann sind die ganzen neuen und „einfachen“ Möglichkeiten eher fremd.
Stress anstatt Erholung
Die Urlaubszeit wird deshalb für viele Menschen zu einer Stresszeit. „Irgendwas müssen wir unternehmen. Die Kinder sind jetzt sechs Wochen zu Hause und werden sich zu Hause langweilen, wenn es nichts zu tun gibt.“, sagt eine Mutter dreier Kinder, „aber so einfach ist das nicht mit drei Kindern. Vielleicht fahren wir mit dem Auto ans Meer und zelten oder mieten uns ein günstiges Ferienhaus. Die Schulden müssen wir jedoch das ganze Jahr zurückzahlen.“, beschwert sie sich. Eine Studentin meint: „Ich kann dieses Jahr leider nicht weg. Vielleicht fahr ich für paar Tage nach Den Haag, um abzuschalten.“ Man freut sich zwar das ganze Jahr über auf den Urlaub, die Bedenken bleiben jedoch, wenn das Konto Minuszahlen aufweist.
Alternativer Urlaub
Zu den vielen Urlaubsmöglichkeiten müssen welche dazu kommen, die es allen ermöglichen, Urlaub zu machen. Eins dieser wenigen Möglichkeiten sind die Fahrten, die vom Stadtjugendring oder von Gemeinden oder Kommunen angeboten werden. Dafür wird leider nicht genug Werbung gemacht, so dass nicht viele davon Bescheid wissen. Ein weiterer alternativer Urlaub ist das Jugendcamp der DIDF-Jugend, das seit Jahren viele Menschen zusammenbringt, die einen alternativen Urlaub verbringen wollen und für wenig Geld in zehn Tagen an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen, diskutieren und gemeinsam schaffen. „Ich bin so froh, dass wir das Glück haben und die Camps der DIDF-Jugend kennen. Die Bereitschaft, etwas miteinander zu schaffen oder zu teilen, sind Gefühle, die sich durch nichts ersetzen lassen.“, sagt eine Campteilnehmerin, die schon seit ihrem 15. Lebensjahr an den Camps teilnimmt. Kein Urlaub auf Mallorca oder auf den Malediven lässt sich durch ein Sommercamp ersetzen, weil dort auf die Gemeinschaft gesetzt wird. Von den Arbeitsgruppen wie Tanzen, Camp-TV, Radio, Zeitung, Kunst, Musik etc. bis hin zu den Seminaren, die dieses Jahr die aktuellen Themen wie AKW´s, Aufstände in den arabischen Ländern, 50-Jahre-Migration und die Situation der Jugend in Europa thematisieren, alles wird gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Auch der Urlaubsspass kommt nicht zu kurz: Die abendlichen Kulturprogramme wie Lagerfeuer, Konzerte, Theater und Filmabende schweißen die Jugendlichen zusammen. Auch tagsüber finden zahlreiche Turniere, Spiele und Aktionen statt. Da das Camp dieses Jahr in Österreich am Millstätter-See stattfindet, wird der Badespaß auch nicht zu kurz kommen. Wenn dann auch noch der Ausflug nach Venedig mit der Gruppe gemacht wird, kann den Urlaub weder ein Work and Travel toppen noch eine Pauschalreise. Wenn du erleben willst, dass nicht dein Geld deinen Urlaub beeinflusst, sondern alleine deine Fähigkeiten, dann verpasse den Urlaub nicht, den du nicht so leicht vergessen wirst. Sei dabei vom 29.07 bis zum 07.08 in Österreich. Melde dich an und werde Zeuge des Zitates „Niemand kehrt von einer Reise so zurück, wie er gegangen ist.“

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