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Geschichte des Weltfriedenstags

Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges wird am 1. September, dem Tag des Angriffs der deutschen Wehrmacht auf Polen, der Weltfriedenstag gefeiert. Die ersten Bemühungen, einen Weltfriedenstag zu etablieren, reichen bis in das Jahr 1845, als pazifistisch gesonnene Kirchenangehörige versuchten, am letzten Sonntag vor Weihnachten einen Friedensgottesdienst einzurichten. Dies gelang ihnen erst in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Mit der Errichtung des internationalen Schiedsgerichtshofes in Den Haag auf Beschluss der Haager Friedenskonferenz am 18. Mai 1898, war eine der Hauptforderungen der europäischen Friedensbewegung erfüllt worden. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges wurde dieser als internationaler Friedenstag begangen. Nach dem ersten Weltkrieg organisierten die damals einflussreichsten Friedensorganisationen, die „Deutsche Friedensgesellschaft“ und der „Bund Neues Vaterland“, jährliche Massenkundgebungen unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ um an die Grausamkeiten des Krieges zu erinnern und die Bevölkerung für eine andauernde Friedenspolitik zu gewinnen. Der 1. August, also der Tag, an dem der erste Weltkrieg begann, wurde hierfür auserwählt. Zur ersten Kundgebung am 01.08.1920 im Berliner Lustgarten riefen die Organisationen der Friedensbewegung sowie der Arbeiterjugend und Jungsozialisten auf. Nach unterschiedlichen Quellen nahmen zwischen 15.000 und 18.000 Menschen teil. Schon im Folgejahr beteiligten sich im ganzen Reichsgebiet etwa 500.000 Menschen an 250 Friedensveranstaltungen.

Weltfriedenstag nach dem zweiten Weltkrieg
Die wirtschaftliche Stabilisierung Deutschlands und die außenpolitische Entspannungsphase in den Jahren 1924-28 entzogen der „Nie-Wieder-Krieg“ – Bewegung die Massen, so dass sie dem Aufstieg der NSDAP und dem zweiten Weltkrieg beinahe ohnmächtig zusehen mussten. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde der 1. September als „Tag des Friedens“ bzw. als „Weltfriedenstag“ bezeichnet, an dem die Öffentlichkeit in Versammlungen und Kundgebungen zum Eintreten für den Weltfrieden aufgerufen wurde. In der BRD wurde am 1. September 1957 zum ersten Mal der „Antikriegstag“ begangen. Das Datum erinnert an den deutschen Überfall auf Polen 1939. Zu diesem 1. Antikriegstag aufgerufen hatte die „Antimilitaristische Aktion“, ein Bündnis der Sozialistischen Jugend – Die Falken, der Solidaritätsjugend, der Naturfreundejugend und der Verband der Wehrdienstverweigerer. Im Juli 1956 war die allgemeine Wehrpflicht beschlossen worden und am 1.4. 1957 zogen die ersten Wehrpflichtigen in die Kasernen der Bundeswehr ein.

Die Rolle der Gewerkschaften
Die Bildung der SPD-FDP Regierung 1969 entzog dem Antikriegstag nach Ansicht von SPD- und DGB-Vertretern seine Existenznotwendigkeit, denn zur Friedenspolitik von Willy Brandt gäbe es „keine Alternative“ – so die Begründung. Viele gewerkschaftliche Gruppen nahmen nur noch am Volkstrauertag teil. Erst die Einsicht, dass mit den Ostverträgen der Frieden keineswegs sicherer geworden war und dass das Wettrüsten nicht beendet wurde, führte zum Umdenken. Es war das neugegründete „Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit“ (KOFAZ), das Mitte der 70er Jahre mit der Aktionswoche im Mai diese Tradition wiederbelebte. Zum 1.9. 1979 rief der DGB Bundesverband unter dem Motto: „Nie wieder Krieg! Abrüstung – Gewinn für uns!“ bundesweit zum Antikriegstag auf.

Kriegseinsätze der BRD
In den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts standen die Anti-Kriegsdemonstrationen im Zeichen der Kriegseinsätze unter Beteiligung Deutschlands und deutscher Rüstungsexporte. Seit dem 11. September 2001 richten sich die „Weltfriedenstags“-Demonstrationen insbesondere gegen die Kriegseinsätze in Afghanistan und Irak. Den letzten Höhepunkt erlebte die Friedensbewegung als ein breites Bündnis an Sozialverbänden, Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und Vereinen 500.000 Menschen zu einer Veranstaltung gegen den Irak Krieg in Berlin mobilisierten. Dank dieser riesigen Ablehnung gegen den Krieg konnte zumindest eine direkte Beteiligung Deutschlands am Irak-Krieg erzwungen werden.

Ali Candemir

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